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Antarctica


Am 9. Januar Punkt 12 Uhr erhalten wir dann doch noch die endgültige Buchungsbestätigung. Um 14.30 Uhr betreten wir zusammen mit Evi und Gert das Schiff. Der erste Augenschein ist schon fast überwältigend. Es ist brandneu, grosszügig und geschmackvoll eingerichtet, solide verarbeitet und bietet alles, was man auf einer Reise in Isolation so braucht. Mit unserer All Inclusive Buchung können wir uns getrost zurücklehnen und das Leben geniessen. Abends gegen 10 Uhr legt das Schiff ab, fährt mit Lotsenbegleitung bis zum Ende des Beaglekanals um die Drakepassage zu erreichen. Diese Gegend um das Cape Horn ist berüchtigt für starke Winde und hohe Wellen. Nun haben wir uns vorsorglich gut mit Mitteln gegen Seekrankheit versorgt und der Wettergott ist uns gnädig, so dass wir die zwei Tage Überfahrt bis zu den South Shetland Inseln problemlos überstehen. In der Zeit stehen diverse Aktivitäten wie Evakuierungsübung und Sicherheitsinstruktionen für die Passagiere, Zodiakeinweisung und erste Vorträge über Flora und Fauna der Antarktis, Geologie, Geschichte und Vieles mehr. Langweilig wird es jedenfalls nicht. Drei grosszügige Mahlzeiten und ein Zvieribuffet tragen zum leiblichen Wohl bei, zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen befinden wir uns in der Reformatierungsphase.



Am Nachmittag des 11. Januar kommt Land in Sicht und wir ankern gegen Abend am Halfmoon Island. Das Morgenprogramm des Folgetages ist ehrgeizig: Anlandung mit den Zodiaks (Schlauchboote für jeweils 10 Gäste) und Wanderung auf zwei kleine Erhöhungen, die einige Gäste an ihre konditionellen und technischen Grenzen bringt.



Es gibt Sturmvögel zu sehen, eine grosse Kolonie Zügel-Pinguine im felsigen Gelände und am Strand ruht eine einsame Robbe. Die hiesige argentinische Forschungsstation ist nicht besetzt, hält aber als dankbares Fotomotiv her. Das Wetter ist gut und die Aussicht herrlich, was will man mehr?

Leider ist zu viel Wind für eine Anlandung im Desception Island, einer vulkanischen Caldera, so dass der Kapitän zur False Bay ausweicht wo wir bei Schneetreiben eine Zodiakfahrt durch die Eisberge und den Gletschern entlang geniessen.



Über die Nacht Standortwechsel, wobei die vorgesehenen Ziele fortlaufend den rasch wechselnden Wetterbedingungen angepasst werden müssen.



Am 13. landen wir im Mikkelsen Harbour an, wo wir die ersten Leopardenrobben zu sehen bekommen, ein eher seltenes Ereignis. Ein zerfallenes Holzboot und ein riesiger Haufen Walknochen erinnern an längst vergangene Zeiten, in denen Walfänger, um des Waltrans Willen, unter Einsatz ihres Lebens hier auf Waljagd gegangen sind.

Das Morgenprogramm besteht aber zunächst aus einer höchst eindrücklichen Zodiakfahrt in der Bucht und an deren Eisbergen vorbei.



Am Nachmittag Landausflug. Zur Abwechslung nisten hier Genoopinguine( Eselspinguine), die drittgrösste Art in der Antarktis. Eine Gruppe Weddell-Robben verdauen am Strand ihre reichlichen Mahlzeiten aus Fisch, Krill und gelegentlich Pinguinen.



Ein Programmpunkt der eher speziellen Art war am späten Nachmitag der "Polar Plunch". Eiswasserschwimmen am Sicherungsseil. 56 der insgesamt 107 Gäste nehmen die Gelegenheit wahr die für jeden und jede, medizinisch nicht ganz korrekt, mit einem Glas Aquavit endet.



Die Abende werden jeweils mit einem Briefing zum Programm des nächsten Tages eingeleitet, gefolgt von Kurzvorträgen zu aktuellen Themen. Anschliessend ausgiebiges à la carte Abendessen mit Weinbegleitung, betreut von unserem Lieblingskellner Fritz, gefolgt vom Ausklang in der Observation Lounge mit gekonnt vorgetragenem Gesang von René am Klavier. Leider etwas entfernt können wir an dem Abend einige Buckelwale beobachten.




Jan in Aktion. Neue Freunde: Susanne und Christian sind beruflich hier, wir sind uns spontan sympathisch und führen angeregte Gespräche.


Am 14. finden wir uns am Cape Renard, Pleneau Island wieder. Das Wetter ist herrlich sonnig, beste Gelegenheit für eine ausgedehnte Zodiakfahrt durchs Packeis, an bizarren Eisbergen vorbei, die ein wunderbares Schauspiel ab Formen und Farben bieten.



Unser Begleiter des Tages, Jan, ist Biologe und ein ebenso begeisterter wie fundierter Kenner der hiesigen Natur, erzählt dauernd spannende Geschichten und Details zu dem, was zu sehen ist und würzt das Ganze mit humorigen Anekdoten. Die Zweieinhalb Stunden der Tour vergehen wie im Flug.



Nach kurzer Verschnaufpause dürfen wir anschliessend mit den Zodiaks durch den beeindruckenden Lemaire Kanal zur Hidden Bay fahren.



Das Nachmittagsprogramm fällt der Witterung zum Opfer, aber wir sind eh' schon reichlich belohnt an diesem Tag. Dafür sehen wir an dem Nachmittag nochmals viele Wale. Einmal mehr bedauern wir, dass unsere Fotoausrüstung ohne starkes Teleobjektiv oft keine spektakulären Tieraufnahnen auf Distanz erlaubt. Die Antarktisreise war eben nicht geplant.



Am 15. endlich haben wir am Porter Point erstmals ( und vorläufig letztmals) antarktisches Festland betreten. hier ist eine grössere Ansammlung verschiedener Robbenarten das Highlight, so wie nochmals ein Ausgedehnter Spaziergang im Nassschnee auf zwei Anhöhen mit spektakulärem Ausblick über die Gletscherwelt.


Zuvor gab es nochmals eine längere Zodiaktour durch den Neumeier Channel zum Enterprise Island, wo man das friedlich vor sich hinrostende Wrack eines Walfängers sehen kann, der bei einer überbordenden Party zum Saisonende im Jahr 1920 Feuer gefangen hat und komplett ausgebrannt ist. Waltran brennt gut, es gab keine Toten zu beklagen, aber Arbeit und Investitionen einer ganzen Saison waren vernichtet.



Am Wrack macht uns ein Seeleopard seine Aufwartung, umrundet unser Schlauchboot neugierig um dann in die kalten Tiefen zu entschwinden. Unser Freund Gert besitzt die Geistesgegenwärtigkeit, seine wasserdichte GoPro Kamera ins Wasser zu halten und so haben wir eine schöne Erinnerung an diese einmalige Begegnung.



Das Ende des Antarktisaufenthaltes ist beinahe erreicht. Am 16. sollten wir noch Elephant Point erreichen und die dort besonders zahlreichen Seeelephanten sehen. Leider bleibt uns dies verwehrt. Wegen zu grosser Wellen und Starkwind muss die Crew alle Versuche, dies möglich zu machen nach zweistündigen Bemühungen aufgeben.

So nehmen wir Kurs zurück auf Feuerland und kommen am 18. Abend planmässig in die ruhigen Gewässer des Beaglekanals. Die Nacht davor war ordentlich unruhig gewesen mit Wind bis über 40 Knoten und ordentlich Wellengang.



Ushuaia empfängt uns mit versöhnlich windstillem und mildem Wetter. Es ist fast eine Heimkehr, ein leichter Abschiedsschmerz ist zu spüren aber es warten neue Abenteuer auf uns.






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