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Jurassic Parc und Valle Hermoso


Eigentlich hatten wir uns die Fortsetzung etwas einfacher gedacht. Unsere Zufallsbekanntschaft Eduardo, der uns im Café auf deutsch angesprochen hat (Familie in Deutschland, gebürtiger Argentinier und das halbe Jahr hier wohnend) hatte uns dringend angeraten, die Zusatzschleife über die Rp 11 und Mohquehue zu fahren, schon der Landschaft wegen. Somit fahren wir über Aluminé unächst noch über Teer, dann zum Lago Norquinco über gut fahrbaren Schotter bis wir kurz vor Moquehue am Rio Quillahue übernachten. Wir sind dabei aus dem gebirgigen San Martin herausgefahren in eher flache und steppige Landschaften.



Was uns nun erwartet ist aber höchst beeindruckend: Araukarienwälder und grüne Flusstäler erfreuen das Auge und wir sehen vulkanische Gesteine jeder Art, insbesondere ganze Felswände aus Basalt, geschichtete Ascheformationen, Tuffstein in allen Farben und mit Lavabomben übersäte Felder. Die Araukarien sind eine urtümliche Baumart mit grob schuppiger Rinde und harten, spitzen Blättern, die den Ästen ein drachenartiges Aussehen verleihen.



Hier kann man ahnen, wie die Vegetation zu Zeiten der Dinosaurier ausgesehen hat. Über die RP 13, 23 und 42 geht es weiter nach Norden bis zum Parque Provincial Copahue. Die am Lago Caviahue gelegene Ortschaft gleichen Namens lohnt kaum einen Besuch. Der Ort ist sehr touristisch und wohl eher im Winter belebt, weil es hier ein Skigebiet gibt.



Am Ortseingang lohnt aber eine Serie kleinerer Wasserfälle einen kurzen Abstecher zu Fuss. Das nahe gelegene Copahue, berühmt wegen seiner Thermen, versprüht als Ortschaft eher den Charme einer wellblechbedachten Bergwerkssiedlung und ein kurzer Augenschein in den Thermen lässt uns das Baden wenig ratsam erscheinen. Die schmutziggraue und unangenehm nach Schwefel stinkende Brühe würden auch wir eher als Verzweiflungsakt auf der Suche nach Linderung rheumatischer Leiden besteigen.



Zum Abend hin geht es weiter zum Salto de Agrio.



Der Wasserfall an sich wäre schlicht als hübsch zu bezeichnen. Indessen ist das Gestein im und um das Flussbett, teils durch Ablagerungen aus dem Wasser und durch Algenbewuchs überaus reizvoll gefärbt und wir können uns daran in der untergehenden Sonne nicht satt sehen.



Weiter im Norden zweigen wir bei El Cholar auf die RP 6 ab, auf welcher wir den Schluchten des Rio Neuquen folgen. Wiederum eindrucksvoll, soll der Cañon vergleichbar sein mit seinem berühmten Bruder in den USA, indessen fehlt uns der Vergleich, sind aber sehr beeindruckt. Bei Chos Malal hat uns die Ruta 40 wieder, wo wir an der Laguna Negra unser Nachtlager aufschlagen.



Wie sind jetzt in drei Tagen 750 km gefahren, wollen aber auch nicht mehr zu viel Zeit verlieren. Es ruft noch der Norden Argentiniens und dann ein paar weitere Länder. Die Lage in Peru scheint sich zu entspannen, so dass die Durchfahrt nach Kolumbien erste Option bleibt.

Leider ist die Ruta 40 bis Malargüe nicht im besten Zustand. Ab Brancas ist aber wieder geteert und wir geniessen die Fahrt durch die grüne Schwemmebene des Rio Grande,  zumal die Landschaft ansonsten eine an Wüste grenzende Steppe ist.



Unser nächstes Ziel ist das Valle Hermoso. Um dieses zu erreichen zweigt man von der 40 auf die RP 222 ab um zunächst auf bestem Teer zu dem modernst ausgebauten Skigebiet Las Leñas zu gelangen. Dann aber wird die Piste sehr rustikal und führt über einen 2800m hohen Pass ins Valle Hermoso. Für die insgesamt 30 km sind etwa zwei Stunden Fahrzeit zu veranschlagen, ein Teil kann nur im Schritttempo gefahren werden. Tatsächlich sind wir aber sehr beeindruckt. Gebirgslandschaften kennen wir ja von zu Hause aber diese ist deshalb ganz anders, weil rein vulkanischen Ursprungs und sich in allen möglichen Farben und Formationen stets erneut in Szene setzend.



An der Laguna del Valle lassen wir den als überteuert und touristisch verschrienen Zeltplatz links liegen und finden einen ruhigen und idyllischen Nachplatz am folgenden Flüsschen, wo wir ganz alleine bleiben.



Claus kann Tjorven für den folgenden Tag für eine Wanderung auf 3000 Meter zu einem Aussichtspunkt überreden.




Am Ende kommen wir beide zum Schluss, dass sich die 800m Aufstieg gelohnt haben.



Auf dem Rückweg schauen wir noch bei den „Kesseln der Tränen“ vorbei, kreisrunden wassergefüllten Löchern, die vor Urzeiten durch tektonische Absenkung entstanden sind. Wir fahren noch nach El Nihuil und übernachten am Eingang zum Cañon Atuel beim dortigen Mirador.



Unser Ziel für den nächsten Tag ist San Rafael. Auf der Reise dorthin lohnt sich die Durchfahrt durch den Cañon Atuel, auch wenn das dort installierte hydroelektrische Stauwerkssystem dem Ganzen seinen ursprünglichen Charme etwas genommen hat. Für San Rafael sind einige Retablierungsmassnahmen vorgesehen.



Es steht für Emily ein Ölwechsel an. Zudem haben sich die Luftfilter durch die oft sehr staubige Luft zugesetzt und müssen ersetzt werden. Vorder- und Hinterräder werden zwecks gleichmässiger Abnützung getauscht. Die Sprünge in der Frontscheibe haben sich im unwegsamen Gelände durch die Torsionsbewegungen der Karosserie etwas ausgedehnt und vermehrt, sind aber immer noch nicht sichtbehindernd und daher nach argentinischer Doktrin, bis auf die Schienung mit Tesaklebband, nicht weiter behandlungsbedürftig. Ansonsten hat Emily - fingers crossed - bisher gar keine Probleme. Die Schmutzwäsche überlassen wir der Wäscherei und kaufen Weniges ein, um dann wegen der unerträglichen Hitze im sonst wenig attraktiven Ort den südlich an einem Arm des Rio Atuel gelegenen Camping Rivera aufzusuchen.



Der ist zwar offiziell geschlossen. Nach Rücksprache mit dem Besitzer Patrick, einem ausgewanderten Schweizer, dürfen wir uns aber dort trotzdem niederlassen und einen vollen Ruhetag geniessen. Wir schreiten die interessante Anlage mit Wakeboardanlage, Schwimmbad, Jaccuzi, Riesenrutzschbahnen und dem ersten und einzigen Vitaparcours Argentiniens ab, Tjorven gönnt Emily eine gründlichere Innenreinigung und Claus schreibt diesen Blog.   



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